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Nepal: Three high Passes, five Summits and Climbing Expedition Island Peak in Khumbu

Renjo La Pass (5345 m) / Cho La Pass (5420 m) / Kongma La Pass (5535 m),
Gokyo Ri (5360 m) / Ngozumpa T. (5550 m) / Kala Pattar (5545 m) / Chukung Ri (5546 m) / 
Island Peak (6189 m)
(Bilder siehe unten)

Es ist 6 Uhr morgens und am nationalen Flughafen von Kathmandu herrscht das geordnete Chaos ...


 

.... In der gesamten Abfertigungshalle liegen verschnürte Pakete, Körbe, Rucksäcke, Taschen neben- und übereinander. Der Check-In erfolgt nach eigenen Regeln. Der Name der Fluglinie auf dem Ticket passt nicht zwingend zu dem Namen auf dem Schalter oder gar auf dem Gepäckaufkleber. Volle Trinkflaschen werden an der Sicherheitskontrolle einfach mit durchleuchtet, schliesslich soll ja niemand auf seinen Frühstückstee verzichten müssen.

 

45 Minuten dauert der Flug von Kathmandu nach Lukla. Die Twinotter ist nicht komplett voll, aber vermutlich ist die Gewichtsgrenze bereits erreicht. Bereits kurz nach dem Start sind links die ersten Berge sichtbar und geben einen ersten Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll. Als wir uns Lukla nähern, ist bald klar, warum dieser Flughafen nur bei gutem Wetter angeflogen werden kann. Es gibt nur ein einziges Rollfeld und dieses geht steil nach oben, bevor es kurz vor der Felswand einen scharfen Rechtsknick macht.

Three high Passes, and five Summits

 

Ab Lukla gibt es keine Strassen mehr, ab hier geht es nur noch zu Fuss weiter. Wir schultern unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Der Trail windet sich relativ eben das Dudh Kosi-Tal entlang durch grüne Rhododendron-Wälder mit schneebedeckten Eisriesen im Hintergrund.  Nach zwei Tagen und einem kurzen aber steilen Anstieg ist Namche Bazaar erreicht - der Hauptort des Khumbu-Tals. Den nächsten Tag verbringen wir zur Akklimatisierung mit der Erkundung der Umgebung von Namche, dem Besuch kleiner entlegener Dörfer und dem Erklimmen des einen oder anderen Bergrückens zwecks Blicke auf die umliegenden Berge, die sich jedoch hartnäckig in Nebel und Schneefall gehüllt halten. Seit wir nach Namche aufgestiegen sind, schneit es leicht und es ist nebelig.

 

Bei bestem Wetter geht es am nächsten Tag zuerst in das Kloster von Namche. Der Lama des Klosters segnet uns und unser Vorhaben und bindet uns ein heiliges, gelbes Band um den Hals. Weiter geht es ins Bhote Kosi-Tal  und über Thame (ein kleines Bergdorf, das vom Erdbeben schwer getroffen wurde und in dem wir eine Nacht verbringen) nach Lumde, dem letzten Dorf vor dem Renjo La Pass. Auch hier verbringen wir einen Tag mit der Erkundung der Umgebung und  dem Besuch von kleinen Dörfern in Richtung des tibetischen Grenzpasses Nangpa La bevor wir über den ersten der vielen noch kommenden 5000 m hohen Pässe in das Nachbartal nach Gokyo queren. Beeindruckende Blicke auf Makalu, die Everest Range und die umliegenden Berge erwarten uns auf der Passhöhe. Wir befestigen schnell noch die mitgebrachte Gebetsfahne an zwei Steinen oben auf dem Pass, dann machen wir uns an den steilen Abstieg ins Gokyo-Tal. Wie um diese Jahreszeit üblich hüllen sich die Berge und Täler ab dem Nachmittag in Nebel (und leichten Schneefall), was uns aber nicht daran hindert, sicher den Weg um den Gletscher herum und auf der Moräne nach unten zum Gokyo-See zu finden. Unterwegs treffen wir einen Inder in kurzen Hosen, Kniestrümpfen und ohne jedes Gepäck, der beschlossen hat, ohne Akklimatisierung mal schnell über den Pass zu gehen. Später erzählt man uns, dass er in stockdunkler Nacht mit Stirnlampe in der Lodge eingetroffen ist.

 

Gokyo ist primär  eine Ansammlung von Lodges an einem sehr idyllisch gelegenen See auf ca. 4800 m Höhe. Auf der einen Seite des Ortes liegt der See, auf der anderen Seite die Seitenmoräne des mächtigen Ngozumba-Getschers (dem grössten Asiens) und im Hintergrund thront der über 8000 m hohe Cho Oyu (einer der Lieblingsberge von Tobias).
 

Wir erkunden die Umgebung von Gokyo, wandern zu dem Fifth Lake, besteigen den Gokyo Ri, bewundern die spektakuläre Aussicht und machen eine Speed-Begehung auf den über  5500 m hohen Ngozumba Peak (von den Einheimischen auch Yeti’s Kitchen genannt), der im direkten Angesicht der mächtigen Cho Oyu-Südwand steht.
 

Die Überquerung des 5400 m hohen Cho La Passes, der auf der einen Seite im Anstieg eine „Steinwüste“ und auf der anderen Seite im Abstieg vergletschert ist, bringt uns am nächsten Tag nach Dzongla, einem kleinen Dorf am Fuss der Cholatse-Wand mit einer Ansammlung von Lodges und Bauernhöfen.

Wir sind fit und gut drauf, so dass wir beschließen, am nächsten Tag gleich weiterzugehen bis nach Gorakshep, dem letzten Dorf am Ende des Tals vor dem Everest Base Camp. Bei Lobuche treffen wir auf den „Highway“ – die Haupt-Trekkingroute von Namche zum Everest Basecamp. Dementsprechend voll ist es auf den Treks und wir sind anfangs etwas irritiert ob der Menschenmengen, waren wir doch die letzten Tage eher abseits der Hauptrouten unterwegs.

 

Gorakshep liegt auf ca. 5200 m auf dem Moränenrand des Khumbu-Gletschers, der sich von der tibetischen Grenze und dem Everest hinunterzieht bis nach Lobuche und über dem der imposante Nuptse Eisfall thront. In Gorakshep machen wir noch einen kurzen Nachmittagsspaziergang auf ein paar umliegende Hügel und zu den Gedenkstätten (Chörten) einiger verunglückter Everest-Bergsteiger. Am nächsten Morgen geht es kurz nach Sonnenaufgang auf den ca. 5500 m hohen Kalar Pattar – den Aussichtshügel schlechthin für Blicke auf Everest, Nuptse, Lhotse und den direkt dahinter liegenden Pumori. Der eine ist etwas schneller oben, der andere braucht etwas länger. In jedem Fall belohnt uns eine beeindruckende Rundumsicht. Vom Gipfel steigen wir weglos über einen Shortcut direkt Richtung Everest Basecamp ab (um uns so den Verlust einiger Höhenmeter zu ersparen) und sind gegen Mittag am Everest Basecamp. Um diese Jahreszeit herrscht hier Hochbetrieb. Eine Yak-Karawane nach der anderen arbeitet sich auf den schuttigen Gletschermoränen in Richtung Basecamp voran, gemischt mit Trägern, die immense Lasten auf ihrem Rücken vom Tal aus in das Basislager schleppen. Es sind noch keine Bergsteiger da, aber alle Expeditionsanbieter sind dabei, ihre Basislager am Everest einzurichten und mit allen notwendigen Dingen auszustatten (bis hin zu Gasheizöfen und grossen Holztischen und Bänken), damit, wenn in ein paar Wochen, die Expeditionsteilnehmer eintreffen, alles für den Gipfelsturm auf den Everest vorbereitet ist.

 

Wir schauen dem geschäftigen Treiben im Basecamp und den Yak-Karawanen noch eine Weile zu, bevor wir wieder aufbrechen und an Gorakshep vorbei gleich weiter absteigen nach Lobuche, um am nächsten Morgen den Kongma La Pass, der mit über 5500 m einer der höchsten Pässe ist, zu überqueren (natürlich nicht, ohne oben am Pass die mitgebrachten Gebetsfahnen aufzuhängen) und in das Tal von Chukung abzusteigen. Der Weg über den Pass ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und hat in dieser Richtung den Vorteil, dass man den gesamten Abstieg über tolle Blicke auf die Ama Dablam hat. Chukung liegt auf 4700 m und ist eine kleine Alm, eingerahmt von den Eiswänden der Ama Dablam auf der einen und denen des Nuptse auf der anderen Seite. In Chukung in der Lodge treffen wir einen berühmten Schweizer Speed-Bergsteiger, der hier zur Akklimatisation ist und ebenfalls die Three-Passes-Runde macht - allerdings in der Gegenrichtung – bevor er zur Besteigung der Shishapangma in Tibet aufbrechen will.

 

Wir verbringen in Chukung einen Ruhe- und Regenerationstag, lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen, trinken Milchtee und erholen uns. Tobias macht am Vormittag noch schnell eine Speedbegehung auf den über 5500 m hohen Chukung T. Gipfel und ist rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück J.

 

Chukung ist zugleich Ausgangspunkt für unseren Aufstieg zum Basecamp und dem Gipfel des Island Peak.

 

 

Besteigung Island Peak (6189m)

 

Als wir im Basecamp des Island Peak ankommen, beginnt gerade die Rettung eines verunglückten Bergsteigers, der zwei Nächte am Island Peak ausharren musste, bis endlich ein Hubschrauber zur  Rettung eingetroffen ist. In dem eisigen und starken Wind und auf der grossen  Höhe hat die Maschine sichtlich Mühe aber letztendlich geht alles erfolgreich gut.
 

Im Basecamp herrscht geschäftiges Treiben. Überall werden Zelte aufgebaut und das Basislager eingerichtet. Schliesslich beginnt die Climbing Season am Island Peak gerade erst und wir sind eine der ersten Expeditionen, die eintrifft. Unsere Sherpa-Crew hat perfekte Arbeit geleistet und unser Basislager steht bereits fix und fertig eingerichtet mit Schlaf-, Essens- und Kochzelt. Auch die Climbing-Sherpas haben die letzten Wochen einen super Job gemacht und für die Frühjahrs-Saison am Island  Peak den Eisbruch mit Leitern gangbar gemacht und die kritischen Stellen bereits mit Fixseilen eingerichtet.

Wir nutzen den restlichen Tag zum Erkunden der ersten unteren Teile der Route und verbringen den nächsten Tag mit Akklimatisierung. Am Nachmittag bricht ein anhaltender Schneesturm über uns herein, der das Basislager in dickes Weiss hüllt und unsere Zelte mit Schnee bedeckt. Wir wollen heute Nacht um 2 Uhr zur Besteigung aufbrechen, da kommt uns der Schneesturm überhaupt nicht gelegen. Aber zum Glück endet der Schneefall kurz vor Mitternacht, so dass unserem Aufbruch zum Gipfel nichts im Wege steht. In dem neu gefallenen Schnee ist das Klettern im felsigen Teil der Route bei Nacht eine etwas mühsame und rutschige Sache genauso wie die Wegfindung, aber unser Climbing- Sherpa findet zielsicher den Weg im Neuschnee. Im Eisbruch herrschen perfekte Bedingungen, die Route ist super gelegt und die Leitern führen uns sicher durch und über die Gletscherspalten (in denen man problemlos ein Einfamilienhaus versenken könnte… im Himalaya ist eben alles ein bisschen grösser :-) ).  Die Bedingungen in der Eiswand, die uns zum Gipfelgrat führt sind ebenfalls perfekt. Festes blaues Eis, gemischt mit von starkem Wind zerfurchten Schnee-Auflagen  (ähnlich überdimensioniertem aber festem Büsserschnee)… life can be so good…
Um 8.12 Uhr erreichen wir den Gipfel. Am Gipfel erwartet uns strahlender Sonnenschein und eine phänomenale Aussicht über die Himalaya-Gipfel im Schatten der mächtigen Lhotse-Südwand.  Im Abstieg geraten wir an den Fixseilen in der Gipfel-Eiswand in einen Traffic-Jam mit langsameren nach uns noch aufsteigenden Seilschaften, was uns gut 25 Minuten Ausharren in der Wand kostet. Der Rest des Abstiegs verläuft problemlos und auch der Eisbruch ist schnell und sicher durchquert. Es ziehen bereits, wie um diese Jahreszeit üblich, erste Wolken auf. Kaum treffen wir wieder im Basislager bricht bereits der nächste Schneesturm herein, der das Lager einschneit. Wir haben das stabile Wetterfenster der Nacht und des Vormittags /Mittags perfekt genutzt und geniessen in unserem Essenszelt den Schneefall und die erfolgreiche Gipfelbesteigung. Tobias hat sich mal wieder ein paar Fingerkuppen bei der Besteigung erfroren (wie im übrigen bei jedem 6000er bisher… eine gewisse Lernresistenz scheint hier  schon vorhanden zu sein :-) ), aber das tut dem Erfolg keinen Abbruch.

 

Rückweg nach Lukhla

Am nächsten Tag steigen wir über Chukung weiter ab nach Dingboche und treffen dort wieder auf den Highway (die Haupt-Wanderroute nach Gorakshep und zum Everest-Basecamp). Dass wir wieder auf dem Highway sind, ist unter anderem an der steigenden Zahl an German/Fench/Himalayan Bakery’s, sowie der Anzahl kleiner Shops ersichtlich, die sämtliche „Luxusartikel“ wie Chips, Kekse, Cola etc. für Trekker anbieten. Wieder sind wir ziemlich irritiert über die Menschenmassen in Wandergruppen, die uns entgegen kommen und teilweise auch über das Selbstverständnis dieser Gruppen in Bezug auf den Umgang mit den lokalen Bewohnern, dem Trek an sich und dem Umweltbewusstsein (was sich unter anderem darin nicht äussert, dass sobald in einer Lodge eingetroffen wird, sofort sämtliche Getränke inkl. stillem Wasser in Dutzenden von Plastikflaschen gekauft werden, obwohl es überall offen abgekochtes Wasser gibt. Wir möchten uns nicht vorstellen, wie viele Millionen Plastikflaschen hier jedes Jahr an Müll von den Touristen produziert werden. Der Nationalpark gibt sich zwar Mühe, die Müllflut einzudämmen und hat überall entlang der Hauptwanderwege Sammelboxen für Plastikflaschen aufgestellt, jedoch kann der Plastikmüll aufgrund der abgelegenen Lage nicht recycled, sondern nur kontrolliert verbrannt werden. Ohne die aktive Mitwirkung der Touristen wird der Nationalpark die Menge an Abfall, die anfällt, nicht eindämmen können).

 

Wir legen den Abstieg vom Island Peak Basecamp nach Lukla in schnellen drei Tagen zurück und sind froh, als wir den zwar landschaftlich sehr schönen und stellenweise durch blühende Rhododendron-Wälder verlaufenden, aber überfüllten und touristischen Highway, hinter uns lassen können. Ein abwechslungsreicher, manchmal anstrengender, aber sehr interessanter und wunderschöner Trek geht zu Ende. Ein Trek, der übrigens auch in kulinarischer Hinsicht einiges zu bieten hatte. Wir haben uns die vergangenen 20 Tage lang fast ausschliesslich von lokalem Sherpa-Food ernährt. Tsampa (Buchweizen-Mehl in Buttertee) und Chapati (Fladenbrot) zum Frühstück, Shyakpa (Eintopf mit Kartoffeln, Nudeln und Gemüse) zum Mittagessen und Rildu (Kartoffelklösschen-Suppe), Thukpa (Nudeleintopf), Rigi Kur (Kartoffelpfannkuchen), Momos (gefüllte Teigtaschen) und natürlich Dhal Bhat (Reis mit Linsen und Gemüsecurry) zum Abendessen. Dazu literweise Milchtee. Lecker.


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Kommentare: 6
  • #1

    Elvira u. Rolf (Mittwoch, 20 April 2016 16:20)

    Tolle Fotos, absolut beeindruckend! Wir wünschen Euch noch eine tolle Zeit! Und kommt bitte heil wieder nach Hause!

  • #2

    Anne (Freitag, 22 April 2016 09:18)

    super Fotos, ganz schon hoch oben, Respekt!!

  • #3

    Ute und Peter aus München (Montag, 25 April 2016 12:03)

    eine beeindruckende Reise, tolle Fotos und ich bewundere Euch. Habt eine erlebnisreiche Reise und kommt gesund wieder.

  • #4

    Ingrid Wolf (Montag, 25 April 2016 19:06)

    Wahnsinn!!!! Toller Bericht, wunderschöne Fotos. Bei der Schilderung habe ich teilweise den Atem angehalten! Bleibt gesund und schickt uns noch mehr so tolle Erlebnis-Bilder!

  • #5

    Monika (Montag, 02 Mai 2016 17:49)

    Wow, super genial zu lesen, was ihr alles erlebt! Geniesst es weiterhin und kommt gesund und munter wieder! Alles Gute, Monika

  • #6

    Tommi (Samstag, 14 Mai 2016 19:52)

    Ich freue mich sehr wenn ich das lese und sehe und ich freue mich noch mehr wenn ihr wieder gesund zurück seid.